Achtung Geheimschrift!

Bach-Museum

 

Vor dreihundert Jahren, zu Johann Sebastian Bachs Zeit gab es noch keine Schreibmaschinen und keine Computer, noch nicht mal Füller oder Kulis. Die Menschen schrieben mit Gänsefeder und Tinte, manchmal auch mit Bleistift.

 

Die Leute haben bis zur Erfindung der Schreibmaschine alles mit der Hand geschrieben. Es gibt viele Briefe und Tagebücher aus vergangenen Zeiten. Doch kaum jemand kennt heute noch die Schrift, die die Leute bis in das 20. Jahrhundert hinein verwendet haben. Deine Großeltern können die deutsche Kurrentschrift vielleicht noch lesen und schreiben. Der Name Kurrent kommt vom lateinischen currere — laufen; also eine Laufschrift. Und es sieht tatsächlich so aus, als würden die Buchstaben dieser Schreibschrift nach rechts davonlaufen.

 

Die Kurrentschrift unterscheidet sich durch spitze Winkel (Spitzschrift) von der runden, lateinischen Schrift, die Ihr heute in der Schule lernt. Trotzdem werdet Ihr auch hier viele Rundungen finden. Typischerweise wurde die Kurrentschrift mit dem Federkiel oder einer Spitzfeder geschrieben. Sie eignen sich gut für an- und abschwellende Linien.

 

Eine Variante der Kurrentschrift ist die Sütterlinschrift, die vor etwas mehr als hundert Jahren für den Schulunterricht eingeführt wurde. 1941 wurde sie wieder abgeschafft. Nach und nach wurde die deutsche Kurrentschrift (einschließlich der Sütterlin-Variante) immer weniger verwendet. Historiker und Wissenschaftler kennen sie noch, um die Zeugnisse aus früheren Zeiten lesen zu können. Da heute nur noch sehr wenige Menschen diese Schrift kennen, könnt Ihr sie auch als Geheimschrift verwenden.

 

Unten in der Bildergalerie geht es zum Schreibkurs. Hier erwartet Dich eine 30-Tage-Challenge! Du kannst also nach einem Monat schreiben wie Johann Sebastian Bach.

 

 

Folgende Dinge solltest Du wissen:

 

Die deutsche Kurrentschrift ist rechtsschräg — Sie entspricht der Uhrzeigerstellung 07.05 Uhr — und hat Schleifen an den Oberlängen. Zahlreiche Buchstaben sind in einem einzigen Federzug geschrieben. Die Buchstaben h und z haben durchgezogene Schleifen an den Unterbögen.

 

Das e hat eine eigene Form, die an unser heutiges n erinnert. Da die Buchstaben n und u in dieser Schrift gleich aussehen, wird zur Unterscheidung über das u ein Bogen gezeichnet. 

 

Achtet besonders auf die Schrägstellung, denn nur so entsteht das typische Schriftbild.

In Kurrent haben die Buchstaben wie in der lateinischen Schreibschrift verschiedene Größenverhältnisse: einstufige, zweistufige und dreistufige Buchstaben.

 

Einstufige stehen zwischen Grundlinie und Mittellinie: wie a, n, i.

 

Zweistufige können zwischen Oberlinie und Grundlinie stehen: wie b, t, A oder zwischen Mittellinie und Unterlinie: wie g und j.

 

 

Dreistufige stehen zwischen Oberlinie und Unterlinie wie J, P, Z, f.

 

Unser Schreibkurs beginnt nicht mit dem A und endet mit dem Z, sondern orientiert sich an gemeinsamen Merkmalen der einzelnen Buchstaben. Pro Tag könnt Ihr zwei Buchstaben üben. Wir beginnen mit den Kleinbuchstaben. Alle Kleinbuchstaben beginnen auf der Grundlinie.

Zunächst werden die Buchstaben geschrieben, und zwar eine ganze Zeile voll. In der dritten Zeile werdet Ihr nach einigen Tagen bereits erste Wörter schreiben können.

Schreibt am besten mit dem Füllfederhalter oder, wenn vorhanden, mit einer Feder zum Eintunken in Tinte. Schreibt auf einem linierten glatten Papier mit Linien. Einen Bogen mit passender Lineatur findet Ihr in der rechten Spalte. Ihr könnt ihn Euch herunterladen und ausdrucken.

In der rechten Spalte könnt Ihr Euch auch das vollständige Alphabet herunterladen und ausdrucken.

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