Das neue Bach-Werke-Verzeichnis

Das revidierte BWV enthält Neuerkenntnisse aus 15 Jahren Bachforschung

Mit seinem 1950 erschienenen »Bach-Werke-Verzeichnis« (BWV) legte Wolfgang Schmieder ein international anerkanntes Referenzwerk vor, das mit seiner 1990 veröffentlichten überarbeiteten Auflage und der 1998 erstellten so genannten »Kleinen Fassung« seine letzte Aktualisierung erhielt. In Zusammenarbeit mit dem Verlag Breitkopf & Härtel entsteht nun eine völlig neu konzipierte Ausgabe des BWV, die den veränderten Wissensstrukturen des 21. Jahrhunderts Rechnung trägt.

 

Die Fülle der zu berücksichtigenden Informationen und Neuerkenntnisse seit dem ersten Erscheinen und der Wunsch, dem Nutzer dieses Wissen möglichst umfassend zugänglich zu machen, haben zu einem komplizierten Verweissystem und einer schweren Handhabbarkeit des derzeitigen BWV geführt. Zudem erfordern wesentliche Neuerkenntnisse aus der letzten Phase der Neuen Bach-Ausgabe sowie entscheidende Forschungsergebnisse der letzten 15 Jahre inhaltliche Änderungen. Ziel des neuen BWV ist es daher, durch eine Neukonzeption der Werkeinträge und Verlagerung ständig zu aktualisierender Informationen in ein Internetportal die Handhabbarkeit des Buches trotz der Fülle an (Neu-)Erkenntnissen wiederherzustellen.

 

Das neue Schema für die Werkeinträge orientiert sich an den Vorgängern des BWV, setzt aber inhaltlich andere Schwerpunkte und bezieht die seit der Erstausgabe entwickelten Medientechniken verstärkt mit ein. Vor allem die schnell veraltenden Informationen wie eine ausführliche Bibliographie zu einzelnen Werken werden von der Druckausgabe des BWV in ein noch zu erstellendes Internetmedium umgelagert. Außerdem wird zukünftig auf eine Angabe sämtlicher vorhandener handschriftlicher Quellen verzichtet. Stattdessen werden die Originalquellen (Autographe bzw. bei deren Fehlen stellvertretende Quellen) detaillierter behandelt und mit genauen Angaben zu ihren Schreibern und der diplomatisch korrekten Wiedergabe ihrer Titel versehen.

Die Rubrik »Weitere Quellen« umfasst zukünftig in erster Linie Angaben zu wichtigen Abschriften aus Bachs direktem Umfeld und zu Überlieferungskreisen anstelle einer Auflistung aller abschriftlichen Quellen.

In der Rubrik »Drucke« erscheinen zukünftig nur noch Erstdrucke bzw. Ausgaben mit wissenschaftlichem Anspruch, die vor 1850 publiziert wurden. Eine vollständige Quellenliste mit Detailinformationen zu allen im BWV verzeichneten Werken ist bereits online auf Bach digital abrufbar. Eine Verzahnung dieser Datenbank mit dem bereits genannten »Online-BWV« ist ebenso wie eine bessere Verknüpfung mit der Datenbank RISM bei Druckausgaben von Bachwerken geplant. Mit der Vernetzung bereits vorhandener Datenbanken und der aktualisierten Neuauflage des BWV soll ein umfassendes und zeitgemäßes Nachschlagewerk zu Bachs Werken geschaffen werden, das den interessierten Laien und den mit der Bachforschung vertrauten Experten gleichermaßen anspricht.

 

Das durch die Fülle der Neuerkenntnisse und fortlaufende Ergänzung schwer verständliche System der Benennung von Frühfassungen und Varianten einzelner Werke wird auch im Hinblick auf die Nutzbarkeit digitaler Medien von einem alphabetischen auf ein rein numerisches System (in chronologischer Reihenfolge) umgestellt. Der inzwischen durch zahlreiche Verschiebungen unübersichtlich gewordene Anhang wird ebenfalls komplett überarbeitet.

Zum besseren Verständnis und als Anregung zur weiteren Beschäftigung erhält jedes Kapitel eine Einleitung, in der neben einem Werküberblick auch weiterführende Literaturangaben zum Thema bereitgestellt werden.

Das Projekt wird unterstützt von der Fritz-Thyssen-Stiftung und der Packard-Humanities-Stiftung (Los Altos/USA).

Das neue BWV³ ist im Juni 2022 im Verlag Breitkopf & Härtel erschienen.

Informationen zur Publikation bei Breitkopf & Härtel:
https://www.breitkopf.com/work-in-focus/praesentation-des-neuen-bwv

Ansprechpartnerin im Bach-Archiv: Dr. Christine Blanken

off